Unbenanntes Dokument  
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„Und wem zollen Sie Respekt?“

Was haben denn die da bei uns verloren? Die sollen zurückgehen, wo sie hergekommen sind! Wenn jemand zu uns kommen will, dann muss er sich halt anpassen! Einen Ausländer erkenne ich an der Hautfarbe und an seiner Sprache.

Solche und viele ähnliche Aussagen bekommen wir immer wieder bei unseren Workshops zu hören, egal ob bei Jugendlichen oder Erwachsenen, in der Stadt oder am Land, fast egal welcher politischen Organisation nahe stehend. Denn wir alle haben bereits unsere Erfahrungen und Beobachtungen mit dem Anderen, den Fremden gemacht. Und wenn nicht, dann haben wir von anderen davon gehört. Ob wir wollen oder nicht, wir können uns diesen Diskussionen nicht entziehen.
Wir alle machen uns Bilder von den Menschen um uns und wir alle bilden uns Urteile. Es gilt daher, ein gewisses Maß an kritischer Selbstreflexion zu entwickeln, zu verstärken oder zu besitzen, um sich immer wieder zu vergegenwärtigen, nach welchen Bildern in uns wir Menschen etikettieren, be-, auf- oder entwerten.
Oftmals werden Konflikte, die sich aus sozialer Ungleichheit ergeben, ethnisiert: Das heißt, man stellt nur auf die ethnische – unterschiedliche – Zugehörigkeit der Beteiligten ab und lässt die unterschiedlichen Lebensbedingungen und Machtaspekte außer Betracht.

Antirasstistische Menschenrechtsarbeit

Die aktuellen Anforderungen im Bereich antirassistischer Bildungsarbeit und Menschenrechtsarbeit sind hoch. Denn aktuell wird gerade bei den Themen um Migration und vor allem aus muslimischen Ländern stammenden MigrantInnen auch in Österreich immer wieder ein menschenrechtliches „Downgraden“ gefordert. Konkret: Menschen, welchen aus welchen Gründen auch immer aus diktatorischen Gesellschaften oder Staaten mit z.B. eingeschränkten Rechten für Frauen oder nicht existierender Religionsfreiheit bzw. katastrophalen Wirtschaftslagen nach Österreich kommen, laufen Gefahr, auch hier nur bedingt an ihre Rechte zu kommen. So werden globale Grund- und Menschenrechte als rein staatsbürgerliche Grundrechte grob missverstanden und abgewertet bzw. teilbar gemacht. Anspruch sollten darauf letztendlich dann nur mehr jene Personen haben, welche aufgrund ihrer autochtonen „Abstammung“ und ihrer Zugehörigkeit zu einer „abendländischen Leitkultur“ zu einer imaginären Volksgemeinschaft gehören. Beispiel für diese gefährliche Entwicklung ist der Schweizer Volksentscheid vom November 2009, welcher den Bau von Minaretten in Zukunft verbietet. Argumentiert wird zudem damit, dass man sich - nach dem Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ - den Menschenrechtspraktiken in muslimischen Ländern anpassen möchte (Motto: solange ChristInnen in muslimischen Ländern verfolgt werden würden, hätten MuslimInnen in „christlichen“, demokratischen Ländern kein Recht auf ihr Menschenrecht der Religionsfreiheit).
Wer jedoch von der Grundprämisse existierender universeller Menschenrechte ausgeht, für den kann es nicht um eine bloße Toleranz gegenüber einer Unterschiedlichkeit hinsichtlich Aussehen, Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Staatsbürgerschaft, Herkunft, Sprache oder Religion gehen, sondern um Respekt.
Und gerade gegenüber jenen (jungen) ÖsterreicherInnen, welche einen so genannten „Migrationshintergrund“ haben, gibt es eine Bringschuld, sie eben genau ohne Ansehen der Herkunft ihrer Eltern, ihrer Erstsprache oder ihrer Religion gleich zu behandeln wie alle anderen „einheimischen“, „echten“ ÖsterreicherInnen.
Neben vielfältigen Aktivitäten zur Kompetenzerweiterung im Umgang mit soziokultureller Vielfalt gilt unser Augenmerk daher auch der antirassistischen Bildungsarbeit und Aufklärung sowie einer kritischen Reflexion von üblichen Begriffen wie „Toleranz“, „Integration“, „Parallelgesellschaft“, „Ausländer“ etc.


Unsere Angebote, Projekte und Aktivitäten dazu:

  • „Ich ÖsterreicherIn - Du ÖsterreicherIn“ - Schulworkshop
  • „Was ist Hitler?“ - Schulworkshop
  • „Das Fremde in und um uns herum“ – Weiterbildung im Bereich Interkulturalität und Soziokulturalität für Organisationen und Unternehmen
  • „Das multikulturelle Graz“, „Wir sind Graz“, „Das interreligiöse Graz“, „Das jüdische Graz“ u.a. soziokulturelle und sozialgeschichtliche Stadtrundgänge in Graz
  • Expertisen, Vorträge und Artikel zur soziomulitikulturellen Geschichte von Graz
  • Mitkonzeption und Mitarbeit am Wahlkampfmonitoring des Grazer Menschenrechtsbeirats (Gemeinderatswahl 2008)
  • HUM-Magazin und HUM-DVD (Hg. mit der ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus, 2009)
  • Symposium zum Rechtsextremismus in Österreich (2009)
  • Mitarbeit in der „Steirischen Integrationsplattform“
  • Mitarbeit am Projekt „repeated messages“ (Infoscreen im Rahmen des Kunst-Projektes „Wächterhaus“ im ehemaligen KZ Außenlager Aflenz bei Leibnitz)